Die Praxis der Tätowierung hat eine lange und vielseitige Tradition. Vor über 5000 Jahren trug bereits Ötzi, der Mann aus dem Eis, unter die Haut gestochene Zeichen. Und heute sind Tattoos in allen Schichten der Gesellschaft verbreitet. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit und auch großer Akzeptanz. Dabei war diese gesellschaftliche Akzeptanz noch vor ein paar Jahrzehnten alles andere als verbreitet. Tattoos galten besten Falls als anrüchig, wenn nicht gar als primitiv und als etwas für Kriminelle. Die Ursachen dafür liegen weit zurück.

Tattoos als Zeichen für Barbaren, Primitive und Wilde

In Europa beginnt die Geschichte der negativen Konnotation von Tattoos bereits in der Antike. Waren sie bei den Kelten eine beliebte Körperkunst, die zugleich die Stammeszugehörigkeit repräsentierte, galt sie bei Griechen und Römern als etwas Fremdländisches und somit Barbarisches. Weshalb Tätowierungen vor allem als Schandmarkierung für Sklaven und Ausgestoßene verwendet wurden. Im Mittelalter wurden Tattoos als heidnische Praxis von der Kirche verboten und in der Neuzeit waren es ausgerechnet die Eingeborenen verschiedener Völker, die Tattoos trugen. Für die europäischen Entdecker und Eroberer galten Tätowierungen somit als ein Ausdruck der Primitivität von Wilden.

Tätowierte Seeleute, Arbeiter und Kriminelle

Mit der Zeit fanden Tattoos jedoch auch bei Europäern Anklang. Anfangs wurden sie vor allem getragen von:

  • Seeleuten
  • Soldaten
  • fahrenden Händlern
  • Abenteurern

Während der Industrialisierung verbreiteten sie sich auch bei Arbeitern und im späten 19. Jahrhundert entwickelte sich die bürgerliche Vorstellung der Verknüpfung von Tätowierungen und Kriminalität. Tattoos galten nun nicht nur als etwas für Ausgetoßene, Primitive oder Menschen mit geringem sozialen Status, sondern auch für Verbrecher. Tatsächlich spielten sie auch unter Kriminellen eine Rolle. Diese pauschalisierende Vorstellung jedoch war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vorherrschend und auch heute noch gibt es diese Assoziationen.

Rocker, Hippies und Rebellen

Ab Mitte des 20 Jahrhunderts entdeckten Jugend- und Subkulturen die Tattoos für sich. Da das negative Bild von der Tätowierung vor allem von der bürgerlichen Gesellschaft geprägt war, boten Tattoos eine Möglichkeit zur Rebellion und wurden schließlich auch mit positiven Assoziationen besetzt, wie z. B. Freiheit.

Die heutige Ambivalenz von Tattoos

Diese positive Konnotation ist heute weit verbreitet. Tattoos gelten als Ausdruck für Freiheit und gewissermaßen auch für Rebellion und eine positive Hervorhebung der eigenen Individualität. Diese Wertschätzung beruht als Auflehnung gegen eine Norm auf der früheren gesellschaftlichen Abwertung. Heute hat das leicht verruchte, aber positive Image vom Abenteurer und Draufgänger ein wenig den Reiz des Verbotenen. Allerdings erfreuen sich Tattoos inzwischen längst auch aus rein ästhetischen Gründen großer Beliebtheit.

Vom Stigma zum Freiheitssymbol

Die historisch gewachsene gesellschaftliche Ablehnung von Tattoos war also eng verbunden mit einer konservativen Gesellschaft, die viele Bereiche des Lebens seiner Mitglieder vorschreibt. Im Zuge der Wandlung hin zu einer offenen, pluralistischen Gesellschaft, wurde das Tattoo vom Stigma zum Freiheitssymbol.